Werk: Pale blue dot. 2022, 2 Editionen, Dreifarbige Mezzotintoradierung
Preis des Stiftes Göttweig für Werke in „klassischen“ Drucktechniken wie Hoch-, Tief- , Durch- und Flachdruckverfahren, dotiert mit EUR 1.500 und einem 2-wöchigen Artist-in-Residence Aufenthalt im Göttweiger Gästehaus. Während des Aufenthaltes ist ein kuratierter Einblick in die historische druckgraphische Sammlung des Stiftes Göttweig möglich.
Preisstifter: Stift Göttweig, vertreten durch Bernhard Rameder (Kustos der Sammlungen des Stiftes Göttweig) und Pater Benno Maier.
Laudatio: Elisabeth Dutz (Chefkuratorin Grafische Sammlungen, ALBERTINA)
Zum Werk
Oswald Auer ist in Südtirol geboren und lebt und arbeitet in Wien. Seine Arbeit Pale Blue Dot fasziniert durch die seltene Technik der Mezzotintoradierung, verbunden mit einem tiefgründigen Konzept. Mit handwerklicher Präzision interpretiert er die ikonische Fotografie der Erde aus der Ferne neu und regt zur Reflexion über das Sichtbare und das Unsichtbare an.
Jurybegründung
Oswald Auer ist in Südtirol geboren und lebt und arbeitet in Wien. Seine Arbeit „Pale Blue Dot“ fasziniert durch ihre außergewöhnliche Technik und ihr inhaltliches Konzept. Die verwendete Technik der Mezzotintoradierung ist eine sehr aufwändige Tiefdrucktechnik, die im 17. Jahrhundert in Deutschland entwickelt wurde. Die Oberfläche einer Metallplatte, meist eine Kupferplatte, wird aufgeraut, um Halbtöne mit Hilfe einer Wippe mit kleinen Zähnen zu erzeugen, die in entgegengesetzte Richtungen schwingen, um ein Raster aus Punkten auf der Oberfläche zu erzeugen. Das Verfahren beginnt mit der gleichmäßig aufgerauten Metalldruckplatte, die sattes Schwarz drucken würde. Weiße Bereiche werden durch Polieren und Auskratzen erzeugt. Das Schwarz wird in Bereichen reduziert, die nach und nach weniger Farbe aufnehmen, während die Farbe beim Abwischen noch anhaftet und anschließend beim Pressen vom feuchten Papier aufgesogen wird. Wie das italienische Wort mezzotinto andeutet, entstehen auf diese Weise Halbtonschattierungen. Die Vorbereitung größerer Druckplatten von Hand dauert mehrere Wochen, weshalb die Technik heute nur mehr selten verwendet wird. Die besondere Hell-Dunkel-Wirkung und die haptische Anmutung von Ölfarbe sind jedoch unerreicht.
Bei „Pale Blue Dot“ bezieht sich Oswald Auer auf die preisgekrönte gleichnamige Fotografie der Erde vom 14. Februar 1990, welche auf Anregung des Astronomen Carl Sagan von der Raumsonde Voyager 1 aus einer Entfernung von etwa 6 Mrd. km aufgenommen wurde, eigentlich eine Kombination aus 3 Fotografien mit unterschiedlichen Farbfiltern: blau, grün und violett. Dabei nimmt unser Planet nur die Größe eines Bruchteils eines Pixels ein, weshalb Carl Sagan dafür den Begriff Pale Blue Dot verwendete. Man sieht unsere Welt, die in der Ferne wie ein winziger Punkt in der Beinahe-Dunkelheit schwebt. Der Spitzentechnologie von heute, die dahintersteckt, wollte Oswald Auer mit einer alten handwerklichen Technik begegnen: der Mezzotintoradierung. Er schuf drei Platten, die in den Farben der Objektivfilter eingefärbt wurden.
Der Künstler möchte zeigen, dass man bei näherer Betrachtung immer mehr erkennen kann, als man tatsächlich sieht, dass die Wirklichkeit aus dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren besteht, und dass es zu jeder Perspektive auch eine zusätzliche Wahrnehmung im verschobenen, vermittelten Raum gibt, die auf der Idee beruht, unsere Welt von außen und aus der Ferne zu betrachten. Denn es liegt an uns, die Perspektive zu wechseln und über den Horizont hinauszuschauen.
[Für die Jury: Elisabeth Dutz]