Geschichte
Der „Österreichische Graphikwettbewerb“ in Krems
Ein Panorama der österreichischen Kunst der 1970er Jahre
Mit dem „Österreichischen Graphikwettbewerb“, der 1970, 1973 und 1976 stattfand, hat in Krems „auch die neuere und neueste Kunst (…) Einzug gehalten“ (01.10.1970). Über 200 Künstler:innen hatten für den ersten Wettbewerb fast 800 Arbeiten eingereicht und in der beschaulichen Kleinstadt für heftige Diskussion und Irritation gesorgt. In den Lokalmedien wurde über „Sinn und Unsinn der Abstraktion“ geschrieben, gleichzeitig war die Ausstellung der preisgekrönten Arbeiten und weiterer Blätter ein Besucher:innenmagnet.
Über 1200 Schüler:innen aus Krems „…haben sich zum größten Teil sehr intensiv mit den zur Schau gestellten Blättern auseinandergesetzt und manchmal dazu sehr kritisch Stellung genommen.“ (29.10.1970)
Auch der Vorsitzende der Graphikpreis-Jury, Harry Kühnel stellt bei den einreichenden Künstler:innen „… einerseits eine Scheu vor aktuellen Themen, andererseits eine Flucht ins Abstrakte (…)“ (01.10.1970) fest.
Insgesamt wurden 1970 acht Preise vergeben, die mit 63.000,- Schilling dotiert waren. Der Jury gehörten außerdem der Grafikprofessor und Rektor der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Maximilian Melcher und Walter Koschatzky, Direktor der Albertina, an. Die preisgekrönten Arbeiten gingen in den Besitz der Stadt Krems über. Am zweiten Wettbewerb 1973 beteiligten sich 164 Künstler, das Preisgeld von 60.000 Schilling wurde auf 10 Preise verteilt. Für den dritten Wettbewerb 1976 gab es nur noch 100 Einsendungen. 50.000 Schilling standen für 7 Preise zur Verfügung.
Obwohl nur wenige Künstlerinnen an den Wettbewerben teilgenommen hatten, konnte mit Linde Waber 1976 eine Frau den ersten Preis für sich behaupten. Den Wettbewerb 1970 hatte Peter Pongratz gewonnen, jenen 1973 Erich Steininger. Alle drei Künstler:innen haben, wie viele andere Teilnehmer:innen, bei Maximilian Melcher studiert.
Die Wettbewerbsbedingungen änderten sich über die Jahre. Konnten 1970 noch Werke in allen grafischen Techniken eingereicht werden, so wurden 1973 ausschließlich druckgrafische Werke und Aquarelle akzeptiert. 1976 durften dann nur noch Originalgrafiken, also Holzschnitte, Radierungen, Siebdrucke, oder Lithografien abgegeben werden.
Die Graphikwettbewerbe in Krems bieten spannende Einblicke in die österreichische Kunstszene der 1970er Jahre. Die teilnehmenden Künstler:innen und ihre Werke repräsentieren die stilistische und technische Vielfalt dieser Zeit. Thematisch ging es vor allem um „Technik, Natur und Mensch“ (08.10.1970).
Mit dem „Erich Grabner Preis für künstlerische Grafik der Stadt Krems“ wird der „Österreichische Graphikwettbewerb“ der 1970er Jahre ab 2024 zeitgemäß adaptiert und fortgesetzt.
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- grabner-preis@krems.gv.at