Geschichte

Mittelalterliches Baujuwel

Trotz ihrer Bezeichnung handelt es sich bei der Gozzoburg nicht um eine Burganlage im herkömmlichen Sinn, sondern um das in Größe und Ausstattung einzigartige Wohn- und Arbeitspalais eines Kremser Bürgers. Der aus dem nördlichen Weinviertel stammende Gozzo heiratete um das Jahr 1247 die Steiner Bürgertochter Gerbirg Sevelder. Als Stadtrichter, Vorstand des Zoll- und Mautamtes und Verwalter des landesfürstlichen Besitzes wurde er rasch zu einem wohlhabenden und einflussreichen Mann. Er kaufte das L-förmige Gebäude, dessen spätromanischer Kern aus der Zeit nach 1235 stammte, und ließ es zu einem einzigartigen Stadtpalast italienischer Prägung umbauen.

Die folgenden Jahrhunderte waren gekennzeichnet durch unterschiedliche Nutzungen und große Umbauten: Diente unter den frühen Habsburgern der Komplex als landesfürstliche Burg, wurde er im 16. Jahrhundert zu zwei bürgerlichen Wohnhäusern umgebaut. Auch eine Bierbrauerei fand hier zeitweilig ihren Platz. Bei weiteren Umgestaltungen im 19. Jahrhundert wurde u.a. die aus dem 13. Jahrhundert stammende Johannes- und Katharinenkapelle durch Einzug einer Zwischendecke zu einem Wohngebäude umfunktioniert. Seit dem Abschluss einer Generalsanierung und umfassenden Revitalisierung im Jahr 2007 kann das Gebäude im Rahmen von Führungen besichtigt werden. 
 

Wappensaal, Turmzimmer, Katharinenkapelle: einzigartige Kunstschätze

Die Gozzoburg beeindruckt bis heute durch seine hochwertige künstlerische Ausstattung: Eine der ältesten erhaltenen Balkendecken Österreichs gibt es im Wappensaal zu bestaunen: Die Holzdecke aus 24 gehackten Fichtenstämmen datiert aus der Zeit um 1255. Der namensgebende umlaufende Fries zeigt neben Wappen von Herrschern und Ländern auch Phantasiewappen.

Im Turmzimmer, einem Repräsentationsraum im Wohntrakt, findet man Wandmalereien aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie zeigen das Jüngste Gericht und mehrere weltliche Szenen und erstrecken sich über alle vier Wände. Die Malereien sind von höchster künstlerischer Qualität und zählen zu den bedeutendsten Beispielen frühgotischer Wandmalerei in Österreich.

In der Johannes- und Katharinenkapelle sind nach sorgsamer Restaurierung seit 2018  Reste von Wandmalereien, Gewölbeansätze und Sitznischen zu sehen. Da sämtliche Architekturteile wie Kapitelle und Gewölberippen ursprünglich bunt bemalt waren und die zwei- bis dreibahnigen Maßwerkfenster mit farbigen Glasmalereien geschmückt waren, muss die Kapelle zur Zeit ihrer Errichtung einen überwältigenden Eindruck gemacht haben.
 

Heutige Nutzung und Besichtigung

Im großzügigen Gebäudekomplex befinden sich heute die IMC Fachhochschule Krems, das Landeskonservatorat für Niederösterreich des Bundesdenkmalamts und das Restaurant Gozzo.

Die restaurierte Gozzoburg wurde 2009 als Musterbeispiel für die Bewahrung kulturellen Erbes und vorbildhafte Restaurierung mit dem Europa-Nostra-Preis ausgezeichnet. 

Sie kann ausschließlich im Rahmen von Führungen besucht werden. Dabei werden Einblicke in die Katharinenkapelle, den Wappensaal und das Turmzimmer gewährt. 

Das historische Gebäude ist nicht barrierefrei.

Gozzoburg